Warum ?
Die Wechselwirkung von körperlichen Krankheiten und der psychischen Verfassung rückt immer mehr in das Zentrum ganzheitlicher Hilfe. Neben ärztlicher und psychologischer Beratung und Begleitung wächst zunehmend die Einsicht, dass das seelsorgerliche Gespräch der Weg ist, eine weitere Dimension des Menschseins zu berücksichtigen. Biblische Seelsorge geht davon aus, dass der Mensch als Geschöpf zur Gemeinschaft mit Gott, seinem Schöpfer geschaffen ist. Sie fußt darauf, dass Gott eine persönliche, liebende Beziehung zu jedem Menschen sucht und ermöglicht. Aus dieser Beziehung können sich Antworten auf existenzielle Fragen wie z.B. „Wer bin ich?“, „Wozu lebe ich?“, „Wohin werde ich gehen?“ ergeben. Diese Fragen stellen sich im Krankheitsverlauf an vielen Stellen. Der Seelsorger/ die Seelsorgerin ist in der Lage, in solchen oder ähnlichen Fragen zu begleiten und durch einen biblischen Hintergrund einen neuen, heilsamen Blickwinkel zu ermöglichen. Das Ziel der Seelsorge ist es, in der Beziehung zu Gott, zu Menschen und zu sich selbst zu gesunden und gestärkt zu werden. Voraussetzung ist die Einsicht in Beratungsbedarf. Dann kann der Glaube daran, geliebt und nie allein zu sein, das Bewusstsein ändern, „Opfer“ oder nur „Kranker“ zu sein. Das seelsorgerliche Gespräch lebt davon, dass sich Zeit genommen wird, innere Prozesse und Haltungen zu bedenken und zu begleiten und ist somit eine wichtige Ergänzung zu ärztlicher und psychologischer Fachkenntnis.
Wer bin ich?
Mein Name ist Jens Vogel, ich bin 59 Jahre alt und lebe mit meiner Frau in Dorsten. Wir haben vier erwachsene Kinder. Ich bin Pastor einer evangelischen Freikirche. Doch bis dahin war es ein langer Weg. Nach meinem Abitur habe ich eine Ausbildung zum Betriebsschlosser auf dem lokalen Steinkohlenbergwerk gemacht und eine Zeit lang als Maschinenbauer unter Tage gearbeitet. Bevor ich mein Maschinenbaustudium aufgenommen habe, war ich im Zivildienst in Bethel und habe mit Epilepsie erkrankten Männern mit Mehrfachbehinderungen in einem Langzeitkrankenhaus gearbeitet. Schon damals habe ich Menschen gerne unterstützt. Nach meinem Studium habe ich als Ingenieur erst in der Entwicklung und später als Sachverständiger für Untertagefahrzeuge gearbeitet. Ehrenamtlich habe ich 11 Jahre die Freikirche in Dorsten geleitet, bevor ich berufsbegleitend mit einer halben Anstellung in der Gemeinde Theologie studiert habe. Seit 2014 bin ich zum Pastor ordiniert. Meine Arbeit als Ingenieur habe ich auch wegen der Beendigung der Steinkohleförderung seit 2020 eingestellt. Als Pastor liegt mir das Thema Seelsorge nahe. Auch wenn es nicht meine Hauptaufgabe ist, bilde ich mich in diesem Bereich immer wieder fort. Es ist wunderbar mitzuerleben, wie Menschen Hoffnung und Perspektive entwickeln durch den Zuspruch aus der Bibel. Diese Sicht ist für mich nicht begrenzt auf die Menschen aus der Gemeinde.
Wie bin ich zum Glauben gekommen?
Ich bin in Dorsten geboren und aufgewachsen. Als ich 13 Jahre alt war, gingen meine beiden größeren Schwestern in eine überkonfessionelle Jugendgruppe. Ich wollte auch mit dahin, weil ich erfuhr, dass sie Themen des täglichen Lebens anhand der Bibel beleuchteten, was ich sehr spannend fand. Allerdings wurde mir gesagt, dass eine Teilnahme erst ab der Konfirmation möglich wäre. Ich habe solange genervt, bis man für mich eine Ausnahme gemacht hat. Schnell fand ich die Gemeinschaft toll und stimmte auch den Meinungen der Jugendlichen zu, die Gott positiv darstellten und behaupteten, er habe ein Interesse an uns. Schnell dachte ich in Kategorien wie zugehörig, nicht zugehörig. Ich war natürlich zugehörig! Bei einer Veranstaltung mit einem Gastprediger, wo ich für die Dekoration der Tische zuständig war, wurden Menschen eingeladen, die „nicht soviel von der Bibel wussten“. Ich wollte alles dafür tun, dass die sich wohlfühlten. Dass dann unser Jugendleiter zu mir an den Tisch kam, anstelle zu einigen „Fremden“, habe ich nicht verstanden – ich gehörte doch dazu. Dann fragte er mich, ob ich „Jesus im Herzen“ hätte und ich antwortete, dass ich alles so sehen würde wie er. Ich wusste nicht, was er meint.
Aber eigentlich musste ich mir und ihm eingestehen, dass ich zwar einiges über Jesus wusste, aber keine persönliche Beziehung zu ihm hatte. So erklärte er mir kurz, dass Gott mich liebt, ich ihn aber nicht kenne, weil Eigenmächtigkeit mich von ihm trennt. Jesus sei Mensch geworden, um die Konsequenz von meinem gottunabhängigen Zustand mit seinem Leben zu bezahlen und mir zu vergeben. Wenn ich glauben würde, dass ich das nötig hätte und er mir neues Leben in der Beziehung zu Gott schenken will, könnte ich in einem Gebet Gott selbst sagen, dass ich ihm das glaube. So beteten wir, ich das erste Mal mit der Gewissheit, es hört jemand zu. Ich habe Gott gesagt, dass es mir leidtut, ohne ihn zu leben und er in mein Leben kommen soll. Nach dem Gebet fragte mein Jugendleiter mich, ob ich am Folgeabend erzählen wollte, dass ich Gott kennengelernt habe. Meine Antwort war: „Ich habe doch noch gar nichts erlebt. Was soll ich da erzählen?“ Nachts habe ich eine ungewöhnliche Erfahrung gemacht, die schwer zu beschreiben ist. Ich kann nicht mehr sagen, ob ich träumte oder wach war, aber ich würde sagen, Gott ist mir begegnet.
Auf jeden Fall war ich am nächsten Morgen so „abgefüllt“ mit Freude, wie ich es danach nie wieder erlebt habe. Es gab keinen anderen Anlass, außer es auf mein Gebt am Vorabend zu beziehen. Ich habe seitdem die Gewissheit, dass Gott mich angenommen hat. Dann begann das neue Leben und ich war sehr überrascht, dass ich plötzlich Stellen in der Bibel verstanden habe, die mir bis dahin verschlossen waren. Außerdem hatte ich öfter den Eindruck, dass Gott durch die Bibel zu mir spricht, wenn Textstellen sehr deutlich in meine Lebenssituationen passten. Ich lernte Gott im normalen Alltag hinter den Gegebenheiten zu „sehen“ und mit ihm zu sprechen. Er ist wunderbar! Dieses Leben lebe ich seit 46 Jahren und darf immer mehr lernen, erleben und mich gebrauchen lassen. Ich habe immer noch viele unbeantwortete Fragen aber ich weiß:
Er liebt mich und ist mir nicht böse, Er ist immer bei mir, Er hat einen Plan für mich, Er will mich gebrauchen und Er wartet auf mich. Das gibt mir Kraft, auch in Krisenzeiten.